Am heutigen Donnerstag, 14.11., machte das Niedersächsische Landesjugendjazzorchester „Wind Machine“ eine Stippvisite im Viti. Ca. 160 Schülerinnen und Schüler, die am Viti in Musikgruppen involviert sind, durften sich dieses Gesprächskonzert anhören.
Das Konzert unter der Leitung von Uli Plettendorff fand in der 5./6. Stunde in der Pausenhalle statt. Beim Landesjugendjazzorchester handelt es sich um den exzellenten niedersächsischen Jazz-Nachwuchs, der aus jungen Musikerinnen und Musikern zwischen 15 und 21 Jahren besteht. Die etwa 20köpfige Bigband spielte einzelne Jazz-Arrangements und darüber hinaus konnten die Schülerinnen und Schüler Fragen stellen und Uli Plettendorf erklärte Einzelheiten zur Musik, die Ensemble-Besetzung, die Spielweise u.v.m.
Die talentierten Musikerinnen und Musiker des Landesjugendjazzorchester „Wind Machine“ befinden sich gerade auf einer Mini-Konzerttour durch Niedersachsen: gestern spielten sie in der Leuphania-Universität in Lüneburg und nach dem Auftritt am Viti geht es gleich weiter nach Nordenham und Freitag gibt es noch ein Konzert in Papenburg.
Der heutige Zwischenstopp kam durch das Einlösen eines Versprechens des langjährigen Managers der Bigband, Johannes Klose, Bildungsreferent Jazz des Landesmusikrates Niedersachsen e.V., zustande. Eigentlich war ein Besuch der Band für dieses Frühjahr geplant, musste aber damals leider kurzfristig abgesagt werden. Da nun Zeven auf der Strecke zwischen Lüneburg und Nordenham liegt, ergab sich heute die Möglichkeit diese Stippvisite zu ermöglichen, was besonders Herrn Michalek als Leiter des Fachbereiches Musik freute, da der Kontakt zu Johannes Klose seit langem besteht, denn er betreut die ebenfalls unter dem Dach des Landesmusikrats fungierende niedersächsische Lehrerbigband, in der Herr Michalek selbst einige Jahre Posaune gespielt hat und Johannes Klose als Pianist mit von der Partie war.
Uli Plettendorff, Leiter des Landesjugendorchesters, studierte Jazzposaune in Hamburg, Amsterdam und Köln. Schon während seines Studiums begann er im Jahre 1987 in Wil Saldens „The World Famous Glenn Miller Orchestra“ zu spielen und ist seither erster Posaunist des Orchesters. In den langen Jahren seiner Karriere spielte er in vielen anderen namhaften Big Bands und die Liebe zur Swing Musik spielte hierbei immer eine große Rolle. So war er bis zum Tod von Paul Kuhn Teil dessen Orchesters, spielte regelmäßig mit den deutschen Rundfunk Big Bands des NDR, WDR, HR und RIAS Berlin, war zeitweise erster Posaunist in der Big Band des amerikanischen Posaunisten, Komponisten und Arrangeurs Bob Brookmeyer. Ebenso spielte er Tourneen mit internationalen Stars wie Shirley Bassey, Nancy Sinatra oder Udo Jürgens.
Er erklärte den begeisterten Schülerinnen und Schüler, dass sich das Jugendjazzorchesters nur zwei Male im Jahr träfe und innerhalb von 8 Tagen ca. 25 Stücke einstudiere, um dann die Konzerte zu spielen. Bei diesen Intensivproben würde von morgens um 9 Uhr bis abends um 22 Uhr geprobt. Es sei immer besonders viel Arbeit, da sich die Besetzung der Band immer erneuere. Somit sind die Proben auch das Casting fürs Mitspielen. Mitmachen können Talente im Alter von 13 bis 25 Jahren. Einige der heute anwesenden Musikerinnen und Musiker bestätigten ihre teilweise jahrelange Zugehörigkeit zur Band, andere seien erst seit kurzem dabei.
Über das Ensemble
1989 wurde das Jugendjazzorchester Niedersachsen (JON) vom Landesmusikrat als d. rittes der Landesjugendauswahlensembles Niedersachsens nach dem Jugendsinfonieorchester und dem Landesjugendchor gegründet. Es gab sich 1999 selber den Namen „Wind Machine“, um vor Allem bei Auslandstourneen noch besser anzukommen. So wurden bereits China, Russland, die USA, Frankreich, Dänemark, Polen und die Balkanstaaten besucht.
Von Beginn an und viele Jahre lang arbeitete es unter der bewährten Leitung des Dirigenten Bernhard Mergner, der das Primat des Pädagogischen gewährleistete und das Konzept eines ausführlichen zweitägigen Auswahlworkshops anstelle eines kurzen kompakten Probespiels vertrat und durchsetzte.
Das Orchester erarbeitet in intensiven Arbeitsphasen mit Sectiontraining, Tuttiproben und darauffolgenden Konzerten anspruchsvolle Werke der Bigband-Geschichte sowie Kompositionen der Moderne und der Gegenwart. Die Mitglieder zwischen 15 und 25 Jahren interpretieren Count Basies und Sammy Nesticos charmante Bienenkönigin „The Queen Bei“ genauso engagiert wie Thad Jones’ brüllendes „Groove Merchant“, Toshiko Akiyoshis Bassposaunen-Feature „I Ain’t Gonna Ask No More“, des Niedersachsen Niels Kleins feingliedriges „Sky Lift“ oder Jörg Achim Kellers wilde Bearbeitung von Cole Porters „Just One Of Those Things“. Die Band begeistert dabei mit weit gefächertem Programm, immenser Dynamik sowie natürlichem, unverstärktem und plastischem Sound.
„Wind Machine“ spielte ein halbes Dutzend CDs ein und tritt gelegentlich mit GastkünstlerInnen auf. Zu den SolistInnen zählten bisher Gitte Haenning, Charlie Mariano, Peter Weniger, Ack van Rooyen, die „Jazzkantine“ und die NDR Radiophilharmonie.
Aktuelles
Zu den letzten Jahren gehörten höchst disziplinierte Aktivitäten während der Covid-19-Pandemie und eine rein digitale Arbeitsphase mit internationaler Beteiligung. Neben Dirigent und Posaunendozent Uli Plettendorff waren professionelle Dozent:innen bei der Erarbeitung der komplexen Musikstücke am Start: Marcus Bartelt (Saxophon, Köln), Rémi Biet (Saxophon, Rouen/Frankreich), André Cimiotti (Saxophon, Köln), John Goldsby (Kontrabass, WDR Big Band, Köln), Thomas Hempel (Schlagzeug, Oldenburg), Niels Klein (Saxophon, Köln), Anja Ritterbusch (Gesang, Hannover), Malte Schiller (Saxophon, Berlin), Christian Schoenefeldt (Schlagzeug, Oldenburg), Michael Schuh (Trompete, Mainz), Andrey Turygin (Saxophon, Vladimir Tolkachev Orchestra, Nowosibirsk/Russland), Peter Weniger (Saxophon, Berlin), Jiggs Whigham (Posaune, Bad Godesberg).
Ein besonderes Highlight war 2023 die Einbindung von Erik van Lier, Bassposaunist und Ausbilder zahlreicher europäischer Bigband-Leiter:innen am Conservatorium van Amsterdam in Hilversum, als Dozent und Co-Dirigent. Dank des Aktionsprogramms „Startklar in die Zukunft“ des niedersächsischen Kultusministeriums konnte „Wind Machine“ 2022 und 2023 viele allgemein bildende Schulen in Niedersachsen zu Begegnungskonzerten und Workshops besuchen.
„Wind Machine“ war im Herbst 2021 im Gespann mit dem Jugendjazzorchester Nordrhein-Westfalen (JJO NRW) zu Gast bei der KKS Big Band Hannover, beim Jazzorchester „Body & Soul“ in Stadthagen, bei der Bigband der Angelaschule Osnabrück und bei der Bigband der Lübecker Hochschulen „Salt Peanuts“. Die jeweiligen regionalen Gastgeber legten sich angesichts der beiden Landesauswahlbigbands mächtig ins Zeug. So wurden alle vier Marathon-Abende – auch wegen der unterschiedlichen Charaktere der Ensembles – zu wahren Leckerbissen.
Im Jahr 2024 spielt das Jugendjazzorchester Niedersachsen „Wind Machine“ unter dem Motto „Highlights and Deeptones“. Unter der Leitung von Uli Plettendorff und Martin Classen erforscht es die breite Palette von Tönen, die der Jazz zu bieten hat, von hohen bis zu tiefen Klängen, und bringt dabei die ganze Vielfalt von Tempi und musikalischen Stimmungen zum Klingen.
Zur Vorbereitung auf ihre Aufführungen durchläuft die Bigband intensive Probenphasen, die sowohl Abschnittsübungen als auch Gesamtproben umfassen. Diese Phasen münden in Konzerten, in denen die Band ihr neu erarbeitetes Repertoire vorstellt. Dabei legt das Ensemble Wert auf einen natürlichen, unverstärkten Klang, der die Qualität und Authentizität der Musik hervorhebt. Besonders hervorgehoben werden Stücke aus der Geschichte der Bigband-Musik sowie moderne Kompositionen, einschließlich Werken niedersächsischer Komponisten.
Das Jahr 2024 ist auch ein besonderes Jahr für das Jugendjazzorchester Niedersachsen, da es sein 35-jähriges Bestehen feiert. Gegründet vom Landesmusikrat Niedersachsen e.V., hat es sich zu einer wichtigen Plattform für junge Talente entwickelt, die hier die Möglichkeit bekommen, ihre Fähigkeiten zu zeigen und auszubauen.
Text/ Bilder: Sal
Quellen: www.landesjugendensembles.de/jon
www.glenn-miller-orchestra.de/orchestra/biografie-wil-salden