Zevener Zeitung vom 01.08.2015:

Marie weiß viel über Hexen

Schülerin des St.-Viti-Gymnasiums hat über Verfolgung und Prozesse geforscht – Landespreis eingeheimst

Von Joachim Schnepel

Zeven. Was verbindet man eigentlich mit dem Begriff Hexe? Laut Duden wird darunter eine „mit dem Teufel im Bunde stehende, über angebliche Zauberkräfte verfügende Person“ verstanden. Marie-Louise Andresen, Schülerin des St.-Viti-Gymnasium Zeven, hat ein (schulisch bedingtes) Faible für Hexen. „Ich habe diese Definition gewählt, da sie universell ist. Das heißt, dass sie sich auf die Wahrnehmung aller Menschen in jedem Zeitalter anwenden lässt“, sagt die Elftklässlerin. Sie hat im Rahmen des Geschichts-Wettbewerbs des Bundespräsidenten über Hexenjagd und Hexenprozesse am Beispiel des ehemaligen Amtes Rotenburg geforscht und für ihre Arbeit den Landespreis von 250 Euro erhalten.

„Meine Arbeit an der Facharbeit begann Anfang Oktober 2014 mit der Themenfindung. Im Rahmen des Unterrichts machten wir uns zuerst klar, was unter dem Begriff ‚Außenseiter‘ verstanden wird. Danach begann ich mich darüber zu informieren, welche regionalen Themen mich persönlich interessierten und sich für meine Facharbeit eignen könnten. Für mich stand ziemlich schnell fest, dass ich den Hexenprozess von 1664 im Amt Rotenburg in meine Arbeit einbeziehen wollte“, berichtet die Elftklässlerin.

Und weiter: „Ich begann, mir einen historischen Hintergrund zu verschaffen. Dies geschah bis Ende November, während ich zeitgleich eine fachwissenschaftliche Analyse anfertigte, die am 20. November 2014 abgegeben werden musste. In den folgenden Wochen las ich mich für die Erweiterung meines Hintergrundwissens in das Buch ,Hexen und Hexenprozesse in Deutschland‘ ein und recherchierte im Internet.“

Nachdem sie sich ein umfangreiches Hintergrundwissen angeeignet hatte, begann sich Marie-Louise Andresen in den Hexenprozess im Amt Rotenburg einzuarbeiten. Basierend auf den ersten Informationen verfasste sie Mitte Dezember einen Arbeitsbericht, anhand dessen ihr Kursleiter Stephan Hall den Fortschritt ihrer Arbeit verfolgen konnte. „Nachdem ich Mitte Januar dieses Jahres die Bestätigung meines Facharbeitsthemas erhielt, erstellte ich einen groben Zeitplan. Anhand von diesem versuchte ich meine Materialien durchzuarbeiten. Da ich mich aber bei dem Arbeitsaufwand für das Studieren des Buches ,mißbraucht & verbrannt‘ und den darin enthaltenen Prozessakten verschätzt habe, konnte ich manche Quellen nicht so ausführlich bearbeiten, wie vorgesehen“, berichtet Marie.

Am 22. Januar sei man zusammen mit zwei anderen Kursen nach Hamburg in die Staats- und Universitätsbibliothek gefahren. „Dort haben wir eine ausführliche Einführung in das Bibliothekssystem erhalten und hatten hinterher noch die Möglichkeit, Fachliteratur auszuleihen.“

Am 29. Januar fand ihr erstes Beratungsgespräch mit Stephan Hall statt. Während dieses habe sie ihm über ihre bisherigen Erkenntnisse berichtet, „und wir haben meine Gliederung besprochen, woraufhin ich einige Punkte änderte. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, unserem Lehrer Stephan Hall einige Fragen zu stellen und erhielt nun auch meine konkrete Fragestellung: ,Gebrandmarkt durch Vorurteile zur Außenseiterin: Hexenjagd und Prozesse am Beispiel des ehemaligen Amts Rotenburg (1664). Eine Analyse der sozialen Ursachen und Hintergründe.‘“

Interview mit Ahnenforscher

Direkt nach einem ähnlich verlaufenen zweiten Beratungsgespräch führte sie am 13. Februar ein Interview mit dem Ahnenforscher Jürgen Hoops von Scheeßel: „Er ist einer der Autoren des bereits erwähnten Buches „miß-braucht & verbrannt“ und konnte mir daher viele spezifischere Fragen zu der damaligen Situation beantworten“, berichtet die Junghistorikerin.

Nach dem Interview begann sie, ihre Informationen für die Facharbeit zusammenzuführen und zu ermitteln, ob sie weiter verwendbar waren. Auf dieser Basis begann sie, ihre Gliederung noch einmal zu überarbeiten. „Als dies erfolgt war, habe ich angefangen, meine ersten Kapitel zu verschriftlichen. Nachdem ich einige geschrieben hatte, versuchte ich, diese miteinander zu verbinden. Dabei wurde mir klar, dass meine bisherige Gliederung dies nicht immer möglich machte, sodass ich die Texte neu ordnete und meine Gliederung dementsprechend anglich.“

Arbeitstempo beeinflusst

Dieser unvorhergesehene Zwischenfall habe ihr Arbeitstempo weiterhin beeinflusst, sodass sie an den letzten Tagen vor der Abgabe mehr arbeiten musste als geplant. Des Weiteren ließ sie sich drei Seiten der Originalprozessakten zusenden.

So schrieb sie erst den Hauptteil ihrer Arbeit fertig und entwarf dann eine Einleitung und das Resümee. Daraufhin stellte sie den Anhang, das Literaturverzeichnis, die CD und schließlich den Arbeitsbericht fertig, auf dem auch dieser Bericht basiert. „Als letzten Schritt schrieb ich die schriftliche Versicherung der selbstständigen Anfertigung und die Einverständniserklärung für die Veröffentlichung“, erläutert die junge Autorin. Vor der nun unmittelbar folgenden Abgabe am 27. Februar ließ sie ihre Facharbeit binden.

St.-Viti-Schülerin Marie-Louise Andresen bekam für ihre Arbeit über Hexenverfolgung und Prozesse einen Landespreis. Schnepel