Der Verein smiley e.V. informierte die Elternschaft zum Thema "Medienkompetenz"
Der Referent Ralf Willius von Smiley eV. war dazu extra aus Hannover angereist war. Aufgrund der aufwendigen Werbung im Vorfeld der Veranstaltung waren die Erwartung groß, dass sich die Aula des St.-Viti-Gymnasiums mit zahlreichen Interessenten füllen würde. Leider wurde das Infoangebot nur von wenigen Besuchern abgerufen.
Die anschließenden Ausführungen geben den persönlichen Eindruck eines Besuchers wieder:
Nachdem alle Eltern der 5.-8. Klassen eine Extraeinladung per Din A4-Zettel nach Hause bekommen hatten und auch in der Zevener Zeitung zwei Male darüber berichtet wurde, erschienen am gestrigen Abend leider nur 24 Elternteile von ca. 800 oder mehr möglichen Besuchern - was für eine Papierverschwendung! Vor Ort waren aber auch nur drei Lehrkräfte des St.-Viti, darunter Herr Gerken, der als verantwortlicher Koordinator für Maßnahmen zur Förderung der „Informationstechnischen Grundbildung“ für Schülerinnen und Schüler diese Veranstaltung vorbereitet hatte und die Gäste begrüßte, eine gewissenhafte Kollegin und ich als Fotograf und Schreiber für die Homepage.
Dabei wundern sich doch gerade Eltern und Lehrer, warum die Schüler morgens so müde in der Schule sind, warum sie schlechte Klassenarbeiten schreiben, unvorbereitet sind, Mädchen dünn wie ein Din-A4-Blatt werden, Jungen nicht von Computerspielen zu bekommen sind oder Schülerinnen und Schüler womöglich sogar gemobbt werden. Auf viele dieser Fragen gab Herr Willius den Anwesenden in einem kurzweiligen, fachkompetenten Vortrag plausible Antworten und zeigte bewundernswert Zusammenhänge und Szenarien auf, die den Umgang mit Medien betreffen. Es waren für mich persönlich die seit langem sinnvollsten 1,5 Stunden investierter (Frei)Zeit.
Während Eltern, die vielleicht beruflich mit dem Computer zu tun haben und diesen eher als Werkzeug und den Sound beim Herunterfahren von Windows als Fanfare in den Feierabend ansehen, ist für viele Schülerinnen und Schüler das Hochfahren der Computer und das Anschalten der Smartphones nach der Schule der erlösende Beginn der Online-Freizeit, die sie als interessante Spielzeuge wahrnehmen und das Internet die Spielwiese mit einer Vielzahl von Abenteuern und Möglichkeiten ist.
Eltern und Lehrer müssen der Realität ins Auge blicken: die Schülerschaft von heute ist ihnen in Sachen Technik weit voraus. Wie oft springen Schüler Lehrern bei Problemen mit PCs zur Seite und bringen im Handumdrehen alles zum Laufen. Wie oft helfen Schüler ihren Eltern am PC oder mit dem Einrichten neuer Technik zu Hause. Wir müssen feststellen, dass die Kinder uns in Sachen Medien längst überholt haben und es utopisch sei zu denken, dass wir sie wieder einholen könnten, so Willius.
Damals gab es noch drei TV-Programme und nach und nach kamen etliche dazu. Ich selbst kann via Satellit heutzutage über 700 Sender empfangen. Diese Entwicklung ging aber Schritt für Schritt, während die Entwicklung des Internets von heute auf morgen geschah. War im letzten Jahr Pokemon-Go an jeder Ecke ein Gespräch, ist es schnell Schnee von gestern gewesen. Wenn Eltern sich heute mit Facebook beschäftigen, da sie meinen, dies wäre die Welt ihrer Kinder, liegen sie falsch, da Facebook bei Schülern zwischen 12-19 gar nicht mehr angesagt ist - nun sind es Snapchat, Instagramm und Whats App zur Kommunikation, Youtube und Google zur Informationsbeschaffung und Spiele wie Clash of Clans, Minecraft, World of Warcraft, GTA oder Fifa zur Freizeitbeschäftigung. Studien, wie die KIM- oder JIM-Studie oder die ARD/ZDF Onlinestudie (1200 befragte Jugendliche), die aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets aber auch schon nicht mehr aktuell sind, haben diese Fakten herausgefunden und festgestellt, dass seit 2010 100% der Jugendlichen zwischen 14-19 Jahren "gelegentlich" online sind, wobei diese vermutlich eher regelmäßig als gelegentlich online sein werden, wie Willius feststellt.
Ein großes Problem beim Online-Gaming und bei Youtube sei dabei das Product Placement, so dass viele Onlinespiele nach einer Zeit bezahlt werden müssen, um weiterspielen zu können oder um bessere Waffen etc. kaufen zu können, um erfolgreicher zu werden. Oder die Kinder bestellen Produkte, die berühmte Youtuber anpreisen. Die 10 bekanntesten Youtuber Deutschlands haben dabei mehr Follower als alle Tageszeitungen Deutschlands zusammen.
Viele Informationen in komprimierter Form, aber was sollten Eltern nun machen? Auf ihr Lebensalter und ihr Bauchgefühl zählen, so Willius, denn Kinder wollten schon immer und wollen auch heute immer dabei sein, da alle das machen. Dabei sollte man Absprachen treffen und Regeln vereinbaren. Wenn Eltern z.B. nichts von Kriegsspielen halten, dann sollte man das auch deutlich kommunizieren. Auch der Umgang mit dem Smartphone erfordert Regeln, die auch von den Eltern eingehalten werden müssen, so dass z.B. alle Handys am Abend an einem Ort aufgeladen werden, was aber auf keinen Fall das Schlafzimmer sein sollte. Auch beim Essen sollte völlig auf Whats App verzichtet werden. Denn Whats App ist zum Teil Stress für die Kinder und Diskussionen in Gruppen können bis in die Nacht andauern. Hier ist einmal "Abschalten" angesagt und die Schüler werden feststellen, dass es auch mal ohne geht und somit der Tag in der Schule auch erträglicher wird.
Zudem brauchen die Kinder und Jugendlichen eine Bühne und sie möchten Erfolg und Anerkennung - wer mag ihnen das verdenken? Also gibt man ihnen am Besten auch immer zu Hause eine Bühne. Hören Sie sich das schiefe Klavierspiel an, besuchen Sie Fußballspiele Ihrer Kinder und vor allem hören Sie zu und beantworten die Fragen ihrer Kinder. Tun sie dies nicht, suchen sich die Kinder und Jugendlichen sonst irgendwann Antworten im Internet, wobei uns das Bauchgefühl bereits sagt, dass dort nicht jeder etwas Gutes möchte. Orientierung geben und Freiheit zulassen sind sinnvolle Hinweise von Herrn Willius. In Watte packen wäre auch nicht immer die beste Lösung, da Kinder das Abenteuer suchen und auch einmal von einem Baum fallen müssten, um zu lernen.
Die Eltern sind also in der Pflicht! Umso schlimmer, dass es gestern nur 24 Elternteile geschafft haben. Leider können lt. Willius Lehrer dieses Medienverhalten der Schüler zu Hause nicht bestimmen, geschweige denn kontrollieren. Mit den durchgeführten Workshops zur Medienkompetenz und Unterrichtsinhalten, die das Medienverständnis immer wieder thematisieren, machen wir vermutlich schon mehr als in einigen Haushalten gemacht würde. Dabei müssten den Schülern aber vor allem zu Hause bereits z.B. die Rechte am eigenen Bild erklärt werden. Zudem müssten sie über die Devise "Erst denken, dann schreiben" aufgeklärt werden, da falsch versendete Nachrichten oder Bilder ebenfalls zu sehr viel Stress, Ärger, eine Anzeige bis hin zum Mobbing führen können. Besuchen Sie uns bald wieder!
Leider wird so eine tolle Veranstaltung aufgrund der geringen Besucherzahl im nächsten Jahr vermutlich nicht mehr stattfinden und das Internet und die Apps auf dem Smartphone werden leider vielen ein Mysterium bleiben. Sollte Ihr Interesse nun aber doch noch geweckt worden sein, finden Sie auf den folgenden Internetseiten weitere nützliche Informationen:
Infos zum Elternabend - Smiley eV. Elternmaterial
Mehr zum Thema Medienerziehung: Smiley eV. Magazin
Fotos und Text: Sal